Wen kann ich eher ändern? Mich oder den anderen? Welche Macht habe ich eine Situation zu ändern? Seit einiger Zeit sind wir im Privaten, wie auch im Job mit einer Situation konfrontiert, die uns machtlos und oft auch wütend macht.  Einige werden zu Querdenkern, oder zumindest zu Menschen, die sich in einer Leier darüber beschweren, dass die Politik alles falsch macht, andere bekommen Angst vor dem Zusammentreffen mit anderen Menschen und wieder andere finden für sich einen Mittelweg, mit dem sie leben können. Jeder hat sich für einen Weg entschieden, der für ihn die beste Strategie ist. Welche Strategie ist jedoch die gesündeste? Ist es gesund, mich gegen etwas zu wehren, was ich nicht ändern kann oder ist es besser für uns, mit dem zu arbeiten, was wir haben?

Nicht umsonst hat der Bestsellerautor und anerkannte spirituelle Lehrer Eckhart Tolle den Ausspruch: „Change it. Accept it. Leave it.“ geprägt.

Auch der amerikanische Theologe, Reinhold Niebuhr, hat das uns sehr bekannte Gelassenheitsgebet hinterlassen:

Gott, gib mir die Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Sicherlich gibt es noch viele Zitate und Aussprüche, die uns an das machtvollste Instrument erinnern, welches uns zu Verfügung steht:

Unsere Eigenverantwortung.

Stell dir mal vor du, würdest morgen dem Impuls widerstehen und nicht mit einem Kollegen über deinen Chef lästern, der dich nur ausbeutet und überhaupt nicht wahrnimmt, welch herausragende Leistung du erbringst.  Statt dessen suchst du das Gespräch mit ihm, um mit ihm deine Wahrnehmung zu teilen. Du wirst überrascht sein!

Was wäre, wenn du aufhörst, dich darüber zu beschweren, was du alles aufgrund des Lockdowns nicht machen kannst und statt dessen überlegst, was du schon lange tun wolltest. Was kannst du neues lernen, mit wem kannst du mal wieder ausführlich telefonieren, wie kannst du mit deiner Familie eine schöne Zeit verbringen? Stelle das, was du hast, über das was dir fehlt.

Hol dir deine Kraft zurück und gestalte dein Leben! Mach es zu deiner Gewohnheit, die Verantwortung für eine Situation zu übernehmen und nicht pauschal den anderen zuzuschieben, überlege ob du eine Möglichkeit hast etwas zu verändern. Manchmal ist es tatsächlich auch nur die Einstellung zu den Dingen. Schon wieder kommt der Bus zu spät, hier kann man sich ins unermessliche reinsteigern und sich den ganzen Tag verderben. Wenn du dir aber statt dessen die Wartezeit vertreibst und sie dafür nutzt, endlich dem früheren Studienkollegen eine nette Nachricht zu schicken, oder dich umsiehst und bewusst wahrnimmst, was gerade um dich herum geschieht. Die nette alte Dame freut sich vielleicht über einen Sitzplatz, biete du ihr doch deinen an.

Das Unternehmen, für das ich arbeite, führt alle paar Jahre eine Mitarbeiterbefragung durch und eine der Fragen lautete: Fühlst du dich in deiner Arbeit anerkannt?  In unserem Team war der Grad der Zustimmung leicht über 50%, aber warum? Bei einer hitzigen Diskussion wurden schnell die Feinde ausgemacht: die bösen Nachbarabteilungen, die einem das Leben immer schwer machen mit ihrer ungenügenden Vorarbeit, die Chefs, die immer mehr verlangen, die komplizierte IT, die nicht zu beherrschen ist. Alles ist schrecklich furchtbar und so viele Dinge, gegen die man kämpfen muss.  Alle waren sich einig, die anderen müssen sich ändern, und ausserdem war früher auch alles viel, viel besser. Aber wehe, es kommt einer auf die Idee, dass ich mich ändern soll, das ist ja eine bodenlose Frechheit.

Meine Frage, ob denn die Zufriedenheitsabfrage bei unserem IT-Support auch wahrheitsgetreu ausgefüllt oder überhaupt abgegeben wurde, verhallte empört, dazu haben wir überhaupt keine Zeit.

Wie soll sich denn was ändern, wenn wir nicht explizit werden und darauf hinweisen, was nicht effektiv läuft, uns einsetzen.  Vorschläge erarbeiten und mithelfen, dass es ein besseres Morgen gibt.

Eigenverantwortung ist Arbeit, sich auseinandersetzen mit seine eigenen Gedanken, Gefühlen und Auswirkungen. Es bedeutet auch, zu hinterfragen, ob die angeblich unverschämte Mail von dem Kollegen wirklich unverschämt ist oder ob wir die Worte so interpretieren, aufgrund unserer aktuellen Stimmung und unserer Erfahrung im Leben.

Für sich einzustehen bedeutet auch, sich nicht auf die Stimmung meines Gegenübers zu begeben, der überhaupt nicht mehr aufhört zu schimpfen, sondern bei sich zu bleiben, sachlich und ohne den anderen zu verletzen.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Ausprobieren, und denk daran, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, ich verspreche dir aber, es wird leichter und es macht einen unglaublichen Spaß, seine eigene Welt zu bewegen.

Erzähl mir von deinen Erlebnissen, ich freu mich drauf!